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Postmaterialismus

Postmaterialismus ist ein Konzept, das die Verschiebung gesellschaftlicher Werte von materiellen hin zu immateriellen Zielen beschreibt. Diese Transformation ist insbesondere in den fortgeschrittenen Industrienationen zu beobachten und beeinflusst zahlreiche Bereiche des Lebens, von der Politik bis hin zum Konsumverhalten.

Ursprünge und Grundlagen des Postmaterialismus

Definition und Konzept

Postmaterialismus bezeichnet den Wertewandel, bei dem Sicherheit und Wohlstand, die in materiellen Werten zum Ausdruck kommen, weniger an Bedeutung gewinnen. An ihre Stelle treten Werte wie Selbstverwirklichung, Umweltbewusstsein und soziale Gerechtigkeit. Der Begriff wurde in den 1970er Jahren von dem Soziologen Ronald Inglehart geprägt.

Die Entstehung des Postmaterialismus

Der Aufstieg des Postmaterialismus ist eng mit dem wirtschaftlichen Wohlstand der Nachkriegszeit verbunden. In Zeiten, in denen grundlegende Bedürfnisse wie Nahrung, Schutz und Sicherheit gedeckt sind, gewinnen immaterielle Ziele an Relevanz. Inglehart postulierte, dass Menschen, die in Wohlstand aufwachsen, weniger durch materielle Engpässe geprägt sind und daher stärker postmaterielle Werte vertreten.

Wertewandel in der Gesellschaft

Postmaterialismus manifestiert sich in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen:

  • Politik: Wachsende Unterstützung für ökologische Bewegungen, Menschenrechte und Bürgerbeteiligung.
  • Konsum: Steigende Nachfrage nach ethisch hergestellten Produkten, nachhaltigem Konsum und Fair-Trade-Angeboten.
  • Arbeit: Veränderte Vorstellungen von Arbeit, bei denen Selbstverwirklichung und Work-Life-Balance im Vordergrund stehen.

Ursachen und Auswirkungen

Faktoren, die den Postmaterialismus fördern

  • Wirtschaftlicher Wohlstand: Ein hohes Maß an ökonomischer Sicherheit ist die Basis für den Aufstieg postmaterieller Werte.
  • Bildung: Höhere Bildungsniveaus korrelieren stark mit postmateriellen Einstellungen, da Bildung oft eine kritische Auseinandersetzung mit traditionellen Werten fördert.
  • Technologischer Fortschritt: Digitalisierung und Automatisierung verringern den Bedarf an physischer Arbeit, was Raum für geistige und kreative Tätigkeiten schafft.

Gesellschaftliche Auswirkungen

Der postmaterielle Wertewandel hat weitreichende Auswirkungen auf die Gesellschaft:

  • Politische Landschaft: Neue Parteien und Bewegungen gewinnen an Bedeutung, die auf Themen wie Umwelt- und Sozialpolitik fokussieren.
  • Wirtschaft: Unternehmen reagieren auf die Nachfrage nach nachhaltigen und fair produzierten Gütern.
  • Individuelles Verhalten: Es zeigt sich ein zunehmendes Interesse an persönlicher Entwicklung und lebenslangem Lernen.

Zusammenfassung

Postmaterialismus beschreibt einen signifikanten Wertewandel in den modernen Gesellschaften, der auf wirtschaftlichen Wohlstand und technologischem Fortschritt basiert. Er führt zu einem verstärkten Fokus auf immaterielle Ziele wie Selbstverwirklichung, Umweltbewusstsein und soziale Gerechtigkeit. Dieser Wandel prägt nicht nur individuelle Einstellungen, sondern auch politische und wirtschaftliche Strukturen.

Weiterführende Informationen

Literatur

  • Inglehart, Ronald. The Silent Revolution: Changing Values and Political Styles Among Western Publics. Princeton University Press, 1977.
  • Welzel, Christian. Freedom Rising: Human Empowerment and the Quest for Emancipation. Cambridge University Press, 2013.
  • Dalton, Russell J., et al. Advanced Democracies and the New Politics. The Journal of Democracy, 2002.

Verwandte Themen

  • Materialismus
  • Nachhaltigkeit
  • Wertewandel
  • Ökologische Bewegungen